Werbung: Herzlichen Dank an Netgalley Deutschland und den Verlag für die Bereitstellung.
Autor: Margaret Atwood
Verlag: Piper Verlag
Erschienen: Erstauflage: 1985, Neuauflage im Piperverlag 03.04.2017
Format: ebook
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(Tinas Rezi)
Inhalt
Die provozierende Vision eines totalitären Staats, in dem Frauen keine Rechte haben: Die Magd Desfred besitzt etwas, was ihr alle Machthaber, Wächter und Spione nicht nehmen können, nämlich ihre Hoffnung auf ein Entkommen, auf Liebe, auf Leben ... Margaret Atwoods „Report der Magd“ ist ein beunruhigendes und vielschichtiges Meisterwerk, das längst zum Kultbuch avanciert ist.
Meinung
In der Oberstufe haben wir im Englischunterricht unter anderem auch "A Handmaids Tale" von Margaret Atwood gelesen. Und schon damals hat mich dieses Buch unheimlich gefesselt und beschäftigt.
Seitdem habe ich mir immer wieder vorgenommen, es auch in Deutsch zu lesen... aber man kennt das ja: Irgendwas kommt immer dazwischen.
Deswegen bin ich so froh, dass ich Dank Netgalley Deutschland und dem Piper Verlag das ebook rezensieren darf. Das Print muss trotzdem noch unbedingt ins Regal einziehen.
Beim Lesen sind mir so viele besprochene Dinge aus dem Unterricht wieder eingefallen - das ist immerhin schon über 15 Jahre her - aber dies hier soll ja eine Rezension und keine Interpretation
werden. Also werde ich Euch nicht spoilern, versprochen.
Diese dystopische Geschichte spielt in der Zukunft in einem Land namens Gilead - das vorher als die USA bekannt war - hier herrscht jetzt ein totalitäres, christliches Regime, welches die
vorherige Regierung gestürzt hat und allen Frauen ihre Rechte geraubt hat. Aufgrund der Unfruchtbarkeit, die durch Umweltverschmutzung und sexuell übertragbaren Krankheiten verursacht wird, wird
vielen noch fruchtbaren Frauen die Rolle der Magd zugewiesen - diese sollen die Kinder der ranghöheren Ehefrauen austragen.
Die Geschichte wird aus der Perspektive der Magd Desfred erzählt, die nicht nur über die Umstände dieses Regimes, sondern auch anschaulich über ihr früheres Leben berichtet. Der Name Desfred - im
englischen Offred - signalisiert auch schon die Position der Mägde. Ich finde den Erzählstil genial und es lässt einen die schreckliche Situation von Desfred erahnen. Ihr Report ist eine
Aneinanderreihung von Erinnerungsbruchstücken; zusammengesetzt ergeben sie ein bedrückendes, aber unvollkommenes Gesamtbild, welches ganz subtil und völlig nüchtern das Drama präsentiert. Durch ihre
Erzählungen lassen sich viele Grausamkeiten nur erahnen, in einer Welt, in der es ein Verbrechen ist, wenn Frauen lesen oder schreiben, in der die Teilnahme an öffentlichen Hinrichtungen Pflicht ist
usw.
Desfred ist eine intelligente Frau, kann aber an ihrer Lage allein nichts ändern - sie hat zwar rebellische Gedanken, aber nicht den Mut und die Möglichkeiten, sie umzusetzen - was ich sehr
glaubwürdig finde, da in dieser Dystopie jeder ein Verräter sein kann und man sich auf niemanden außer sich selbst verlassen kann. Auch wenn man die anderen Charaktere nur durch Desfreds
bruchstückhaften Erzählungen kennen lernt, bekommt man ein Gespür für sie und ihre Ansichten.
Am Ende des Buchs bleibt einem gar nichts anderes übrig, als über die heutige Gesellschaft, die verschiedenen religiösen Sekten oder den unterdrückenden Gebrauch der Religion als Staatsmacht in
anderen Ländern nachzudenken. Auch fast 35 Jahre nach Veröffentlichung ist das Thema (leider) immer noch hochaktuell.
Fazit:
Ich habe es vor über 15 Jahren geliebt, und ich liebe es auch heute noch. Diese Dystopie ist so vielschichtig, mit vielen versteckten Inhalten, die sich einem oft erst am Ende erschließen oder gar
nicht wirklich aufgelöst werden. Man sollte auch beim Epilog noch aufmerksam lesen. Setting und Handlung machen einen sprachlos und beschäftigen den Leser noch lange, aber es ist genau so fesselnd
und der ungewöhnliche Schreibstil unterstreicht die beklemmende Geschichte ungemein. In jedem Fall sollte man darauf gefasst sein, dass es einen in Gedanken noch lange verfolgt. Für mich ein
Kultbuch, dessen Thema anscheinend immer aktuell sein wird und eine absolute Leseempfehlung, aber keine leichte Kost.
19.01.2020