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Autor: Cherie Dimaline
Verlag: Heyne Verlag (heyne>fliegt)
Erschienen: 09. März 2019
Format: HC
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(Tinas Rezi)
Inhalt
Kanada nach der Klimakatastrophe: Die Welt ist hart und unmenschlich geworden. Die Menschen haben die Fähigkeit zu träumen verloren. Nur die wenigen überlebenden Ureinwohner können es noch – und werden deswegen gnadenlos gejagt. Der 16-jährige Frenchie hat so seine ganze Familie verloren. Aber er hat eine neue gefunden: Träumer wie er, die gemeinsam durch die Wildnis des Nordens ziehen, immer auf der Flucht vor den Traumdieben. Ein paar Kinder und Jugendliche, einige Erwachsene und die wunderbare, rebellische Rose. Kann die Macht ihrer Geschichten und das Wissen ihrer Ahnen sie schützen?
Meinung
Man muss dieser Geschichte Zeit geben, zu wirken. Bei mir war es Liebe auf den zweiten Blick, dann aber so intensiv, dass ich mich nach dem Lesen immer noch in Erinnerungen daran verliere...
Wir erleben die "Die Traumdiebe" aus der Sicht vom 16-jährigen Frenchie. Auf seiner Flucht vor den Anwerbern der Schulen, verliert er seine Familie und schließt sich einer anderen Gruppe von Flüchtenden an. Die Anwerber sind die Jäger der Traumdiebe, denn die Menschen haben nach einer großen Katastrophe verlernt zu Träumen und einzig die nativen Völker haben sich dieses Wissen bewahrt. Nun werden sie gejagt und in sogenannten Schulen / Internaten eingesperrt, wo ihnen die Träume entrissen werden sollen. Der Protagonist ist anfangs noch mit seinem Bruder unterwegs, Vater und Mutter haben sie schon vorher verloren und plötzlich ist Frenchie auf sich allein gestellt.
Anfangs hatte ich meine Schwierigkeiten - der Einstieg war recht holprig. Aber nach den ersten 80 Seiten war ich plötzlich mitten drin und konnte mich der Geschichte nicht entziehen. Ich muss zugeben, dass ich mit völlig anderen Erwartungen an dieses Buch herangegangen bin und das hat wohl auch ein wenig zum holprigen Einstieg beigetragen. Ich war enttäuscht, dass die Geschichte um die Träume und Traumdiebe zu kurz angerissen wird. Als Leser erfährt man nämlich leider nur an ganz wenigen Stellen etwas über die gesamte Situation und den Diebstahl der Träume. Aber ich sehe es mittlerweile positiv, so hat man mehr Interpretationsspielraum und kann sich voll und ganz auf Frenchies Ausriss konzentrieren. Und dieser Ausriss hat mich einfach wahnsinnig berührt.
Die Erzählweise fand ich großartig. Frenchie weiß gar nicht genau, was gerade in der Welt passiert. Er hat nur Geschichten und Berichte über die Traumdiebe gehört und, dass er ihnen niemals in die Hände fallen darf. Es gibt hier keinen allwissenden Erzähler und unser Protagonist hat keinen Überblick, was genau in der Welt passiert. Als Leser hat man einen Blick auf das aktelle Geschehen in Frenchies unmittelbarer Umgebung. An manchen Stellen hat mich diese Perspektive schon etwas frustriert - gerade am Anfang - andererseits hat dies der Geschichte aber auch ihren Reiz gegeben, denn sie konzentriert sich mehr auf seine Gefühlswelt, seine Entwicklung, seine Beziehung zu anderen Menschen und seine indianische Abstammung.
Die Charaktere fand ich wunderbar gestaltet, sie haben dazu beigetragen, dass ich mich einfach in die Geschichte fallen lassen konnte und mich als Teil der Gemeinschaft gefühlt habe. Ich habe mit ihnen gelitten und geweint, ihre Gefühle waren absolut greifbar und alle ihre Aktionen authentisch und menschlich.
Ich war beim Lesen komplett in der Geschichte gefangen und habe alles hautnah miterlebt. Cherie Dimalines Schreibstil ist absolut wundervoll, sie lässt Bilder vor dem geistigen Auge entstehen und hat mir als Leser die Kultur und deren Bräuche etwas nähergebracht und auch fand ich die Einbettung dieser in die gesamte Geschichte großartig. Auch die Vertreibung von indigenen Völkern und die Erhaltung von Traditionen und Bräuchen in solch einer Zeit wurde thematisiert und glaubhaft in die Geschichte integriert.
Fazit
Ich muss sagen, dass ich mit völlig anderen Erwartungen an die Geschichte gegangen bin und anfangs etwas enttäuscht war. Die fesselnde Geschichte, die wahnsinnig ergreifende Sprache und wundervolle Charaktere haben mich aber gnädig gestimmt. Mehr Hintergrundinformationen wären mir zwar noch lieber gewesen, aber ich habe mich auf den zweiten Blick in diese Geschichte verliebt.
05.05.2020