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Autor: Margaret Atwood
Verlag: Piper Verlag
Erschienen: 10.09.2019
Format: ebook
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(Tinas Rezi)
Inhalt
The Booker Prize 2019
„Und so steige ich hinauf, in die Dunkelheit dort drinnen oder ins Licht.“ - Als am Ende vom „Report der Magd“ die Tür des Lieferwagens und damit auch die Tür von Desfreds „Report“ zuschlug, blieb
ihr Schicksal für uns Leser ungewiss. Was erwartete sie: Freiheit? Gefängnis? Der Tod? Das Warten hat ein Ende! Mit „Die Zeuginnen“ nimmt Margaret Atwood den Faden der Erzählung fünfzehn Jahre später
wieder auf, in Form dreier explosiver Zeugenaussagen von drei Erzählerinnen aus dem totalitären Schreckensstaat Gilead. „Liebe Leserinnen und Leser, die Inspiration zu diesem Buch war all das, was
Sie mich zum Staat Gilead und seine Beschaffenheit gefragt haben. Naja, fast jedenfalls. Die andere Inspirationsquelle ist die Welt, in der wir leben.“
Meinung
"Wo es Leerstellen gibt, werden sie im Geist bereitwillig gefüllt. Die Angst ist immer zur Hand, um Lücken zu schließen, ebenso wie die Neugier" (Zitat "Die Zeuginnen", Margaret Atwood, Pos.
3105)
Dass ich Fan vom ersten Teil "Der Report der Magd" bin, habe ich ja nun schon hinreichend erklärt. Deswegen habe ich mich riesig gefreut, dass ich auch den zweiten Teil rezensieren darf. Mit einer
Fortsetzung habe ich nie und nimmer gerechnet, bin aber richtig froh, dass sie über 30 Jahre (!!) nach dem ersten Band erschienen ist.
Der Erzählstil hier ist anders als beim ersten Band. Wir lesen drei verschiedene Berichte von Frauen mit Bezug zum totalitären Staat Gilead. Ich gehe gar nicht weiter auf den Inhalt ein, um Spoiler
zu vermeiden, aber wer den Stil vom ersten Band nicht mochte und deswegen damit hadert, den zweiten Band zu lesen, dem sei gesagt: Drei Frauen erzählen hier in Berichtform von ihren Erlebnissen und
Gefühlen, während einer bestimmten Zeit in Gilead und ich fand es wirklich großartig. Es ist nicht zu vergleichen mit dem Erzählstil von Band 1.
Man erhält endlich, endlich mehr Hintergrundinformationen zum Leben, den Abläufen und vor allem den Abgründen in dieser puritanischen Theokratie (so hat es die Autorin genannt). Wir erfahren, wie
Frauen absichtlich dumm gehalten werden "...zu wichtig für Frauen, für die das nichts war, denn sie hatten ein kleineres Gehirn und waren unfähig zu großen Gedanken,..." und die Männer als die Krone
der Schöpfung angesehen werden. Man erfährt wie korrupt das System im Inneren wirklich ist und dass nichts ist, wie es scheint. Außerdem erfahren wir, wie der Rest der Welt von Gilead denkt und wie
abgeschottet dieses Land wirklich lebt.
Diese Dystopie ist immer noch so viel mehr als reine Fiktion, denn die Bezüge zur heutigen Gesellschaft sind immer noch da. Obwohl die Idee zur Geschichte schon vor über 30 Jahren gesponnen wurde:
immer noch ist es eine Möglichkeit zur Entwicklung, wie man es sich auch aktuell durchaus vorstellen kann.
Ungeschönt erzählt Margaret Atwood wie gefangen die Frauen sind, selbst die höher gestellten Ehefrauen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, diese Fortsetzung hatte den gleichen Sog auf mich,
wie schon der erste Teil und ich bin wirklich restlos begeistert - das ist genau das, worauf ich damals beim Lesen vom Report der Magd gewartet habe: Mehr Hintergrundinformationen und wenigstens
einen Hauch von Ahnung, was mit Desfred passiert ist.
Fazit:
Was soll ich sagen, ich liebe es. Endlich gibt es mehr Informationen und andere Sichtweisen. Glücklicherweise ist es kein billiger Abklatsch des ersten Bandes sondern eine Fortsetzung aus anderen Perspektiven, mit dem Hintergrund von damals. Das Thema wird immer aktuell sein, das war es beim Erscheinen von Band eins und ist es auch heute über 30 Jahre danach - dieses Buch regt zum Nachdenken an und ist für mich aus der Literatur nicht wegzudenken. Eine absolute Leseempfehlung!
02.02.2020